Koloniale Orte in Oldenburg

 

Im Gegensatz zu Städten wie Bremen oder Hamburg, die stark vom Überseehandel beeinflusst sind und somit auch vom globalen Ressourcenraub unmittelbar profitierten, sind die Auswirkungen des Kolonialismus in Oldenburg weniger offensichtlich. Dennoch sind sie bei genauerem Hinsehen auch hier klar vorhanden. Mehrere Oldenburger Unternehmen bereicherten mit Gütern aus den deutschen Kolonien, lokale Museen zeigten geraubte Objekte aus den Kolonien, und bei der Landesausstellung von 1905 wurde ein sog. „Somali-Dorf“ mit westafrikanischen Personen im Rahmen einer „Völkerschau“ ausgestellt.

Verkleidete Personen im sog. „Somali-Dorf“ dienten auf der Oldenburger Landesausstellung 1905 als Attraktion.
© Stadtmuseum Oldenburg

Auch militärisch war Oldenburg in die gewaltsamen Kolonialverbrechen involviert. Zu Zeiten des Kaiserreich besaß es als Garnisonsstadt und zentraler Truppenstützpunkt mit zahlreichen Kasernen eine besondere soldatische Bedeutung. Doch nicht nur gehobene, kaufmännische Gesellschaftsschichten und Militärs sind unmittelbar mit dem kolonialen Erbe der Stadt verknüpft, denn auch die zivile Bevölkerung profitierte zwangsläufig von kolonialer Ausbeutung. Dies geschah etwa durch eine Vielzahl von Kolonialwarenläden, die entsprechende Produkte in den Umlauf brachten.

In der Folge gründeten sich Vereine, die koloniale Besitzansprüche auch nach dem Ende der Deutschen Kolonialherrschaft bis weit in die Mitte des 20. Jahrhunderts hinein propagierten und geschichtsrevisionistisch argumentierten. Geleitet von kolonialrassistischen Ideologie und ungestillten Herrschaftsansprüchen reichten die Angebote dabei von Kino- und Theatervorführungen über Veranstaltungen des örtlichen Kreisverband des Reichskolonialbundes während der NS-Zeit bis zu rassistischer Darstellungen auf dem Kramermarkt. Im Jahr 1954 kam es sogar zu einer offiziellen Einladung an den früheren Schutztruppen-Kommandeur der Kolonie „Deutsch-Ostafrika“ (die heutigen Länder Tansania, Burundi und Ruanda) Paul von Lettow-Vorbeck.

 

 

 

 

Bis heute sind viele Spuren des Kolonialismus in Oldenburg sichtbar, wenngleich manche bereits zu verschwinden drohen. Da es von offizieller Seite keine Bemühungen gibt, dieses dunkle Kapitel der Stadtgeschichte offenzulegen und aufzuarbeiten, sehen wir uns als Arbeitskreis in der Pflicht, dieser Aufgabe nachzugehen.

 

Rassistische Inszenierung durch „Blackfacing“ auf einem Umzug der Oldenburger Firmen zur Rückerlangung der Kolonien, ca. 1920.
© Stadtmuseum Oldenburg/Gustav Tahl